Schon den hier beheimateten Langobarden sagte man große Pferdeverehrung nach. Eine Pferdebestattung bei Wulfsen gehört allerdings der sächsischen Zeit an.
Die Zucht des berühmten Hannoverschen Warmblüters aber war lange Zeit den freien Marschbauern mit ihren guten Schwemmlandböden vorbehalten.
Bereits im 17.Jahrhundert gab es in der Gegend um Lüdersburg Gestüte.Von hier stammt auch der erste Luhmühler Hengst "Nack" (1913).
Vom Landgestüt in Celle beschickte Hengststationen kennt man in Hoopte, Stove, Handorf, Meckelfeld und Hohnstorf, wo lange auch die Fohlen- und Remontemärkte stattfanden. Die hörigen Bauern der Hohen Geest hielten allerdings höchstens ein Gespann für die wöchentlichen Dienstleistungen und den Holzverkauf.
Relativ neu dagegen sind Stuhl- und Kutschwagen.
Als in preußischer Zeit immer öfter niedersächsische Bauernsöhne, teilweise mit eigenen Pferden, bei den berittenen Truppen dienten und der Bau der Eisenbahnen ein leichteres Pferd möglich und tunlich erscheinen ließ, fanden sich in Garlstorf, Luhmühlen und dem Nachbarkreis Lüneburg 24 ambitionierte Züchter, um den überheblichen Marschbauern zu beweisen, daß auch auf den leichten Böden der Geest gute Pferde zu züchten wären - wie man das aus Mecklenburg bereits kannte.
Am 29.9.1910 wurde in Nebens Gasthaus in Luhmühlen der Pferdezuchtverein Lüneburger Geest gegründet. Zum Vorsitzenden wählte man Heinrich Jagau, seit 1888 Besitzer des traditionsreichen Garlstorfer Meierhofes und altgedienter Kavallerist.
Von 1910 bis heute führten drei Generationen Jagau den Verein:
- Heinrich Jagau, 1910 bis 25
- Kurt Jagau, 1925 bis 62
- Kurt-Günther Jagau, 1962-97
Als das Landgestüt wohl auf Druck der alten Deckstationen zögerte, wurde für 2000 Mark ein Privathengst erworben, den Eduard Vick, und später Haken-Bur in Rolfsen, betreute. Am 18.2.1913 lenkte Celle ein und schickte die Hengste "Colemann" und "Kingo", denen 112 Stuten zugeführt wurden. 1916 waren es schon 200, und 1919 erreichte man die Höchstzahl 419, die sich auf fünf Hengste verteilten.
Auf die Dauer aber konnte allein mit dem Pferdezuchtverein der Nachwuchsbedarf nicht gedeckt werden. Deshalb wurde am 8.2.1920 der Reit-, Fahr- und Pferdepflege Verein Lüneburger Geest gegründet.Vorsitzender war Marees-Holtorf. Am 19.1.1923 ging der Vorsitz auf Kurt Jagau, Garlstorf, über.
Das war in schwerer Zeit. Während der Inflation mußte der Beitrag in Naturalien entrichtet werden. 50 Pfd. Hafer pro Mitglied und 20 pro gedeckte Stute.
Auf Stuten- und Fohlenschauen gab man den Züchtern Gelegenheit, Fortschritt und Zuchtziele der Pferdezucht selbst zu erkennen. Zur Werbung veranstaltete man Propagandaritte.
Am Wege von Luhmühlen nach Röndahl lag die erste, etwas primitive Trainingsstätte. Mit Erfolg startete man auf ländlichen Turnieren der engeren und weiteren Umgebung. Wertvolle Ehrenpreise aus Stove und Lüneburg spornten an.
Am 26./27.5.1923 wagte man das erste Vereinsturnier, dem dann noch viele folgen sollten.
Schon 1922 hatte der begeisterte Züchter Peter Benecke, Westergellersen, seine weite, nach Abschaffung der Schafherde fast ungenutzte Heidefläche am Fuß des Hambergs, wo nebenan mehrere Hügelgräber und der Hingstberg liegen, unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Man schuf dort eine Anlage, die sich herrlich der Heidelandschaft anpaßte und Anerkennung in der ganzen Reiterwelt fand.
1931 wurde fast in Eigenbau und nur aus Spenden die 400 Sitze fassende Tribüne gebaut, die 1992 wiederum durch eine neue ersetzt wurde, die der Jetztzeit in Größe, Komfort und Preis angemessen war.
Um das Gelände für alle reiterlichen Bedürfnisse jederzeit nutzen zu können, erwarben es Förderer für den Verein. Am 12.6.1925 schlossen sich beide Vereine zum Pferdezucht- und Reitverein Luhmühlen unter Vorsitz von Kurt Jagau zusammen.
Ihm zur Seite aber standen die vielen Ungenannten, die durch mühevolle Kleinarbeit den Erfolg sicherten.
Nach der Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft trat eine neue Generation an, das von den Vätern und Großväter Begonnene fortzusetzen. Mit neuen Ideen, aber altgewohntem Elan.
Schließlich folgte der kometenhafte Aufstieg Luhmühlens, der hier nur unvollständig wiedergegeben werden kann. Eine Reihe von Publikationen geben Auskunft über alle Details und Sieger. Es begann 1956 mit der Stubbendorf- Vielseitigkeitsprüfung. 1958 kam die Olympiavorbereitung der Military hinzu. Damit war der Weg für das Aufsteigen des Vereins und des kleinen Dorfes Luhmühlen zum Reiterdorf geebnet. Vormilitary und Military wurden zu festen Bestandteilen der Internationalen Reitertage auf der Heide.
In den letzten Jahren kam auch das "Fahr" im früheren Vereinsnamen wieder zu Ehren. Das attraktive Gespannfahren eroberte sein Publikum.
Aber auch die Jugendarbeit in Voltigiergruppen und dem Vereinszusammenhalt dienende eigene, kleinere Turniere kamen nicht zu kurz.
Die Präsentation der Hengste, zuletzt auch überregional in der Europahalle, Stutenprämierungen und Fohlenschauen gehören ebenso zum Vereinsprogramm.
Seit 1960 gibt es eine Halle mit zugehörigen Ställen. Die größere Europahalle folgte. Neue Pläne haben ganz andere Dimensionen, doch ob sich das mit ländlicher Reiterei verträgt?
Vier Europa- und eine Weltmeisterschaft der Vielseitigkeitsreiter waren die bisherigen Höhepunkte. Aus aller Welt kamen Gäste, Prominenz und Reitsportenthusiasten. Für "Buschreiter" ist es ein Muß in Luhmühlen mit seiner kameradschaftlichen Atmosphäre und der sprichwörtlichen Gastfreundschaft der Heidjer dabeizusein.
Mögen zufriedene Akteure und Gäste auch weiterhin den Namen unserer Region am Rande der Heide in die weite Welt tragen!